21.04.24, Roman „Dein ist das Reich“

Katharina Döbler liest aus ihrem Roman „Dein ist das Reich“.
Er spielt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in bayrischen Dörfern, in der Deutschen Südseekolonie, in New York, in Holländisch-Neuguinea, in Australien und China. Katharina Döbler hat die Lebenswege ihrer Großeltern als Vorlage genommen und daraus einen Roman gestaltet, der die sogenannte „Heidenmission“, Kolonialismus und Nationalsozialismus aus der Sicht von vier sehr verschiedenen Individuen in den Blick nimmt: der prinzipienfeste Plantagenverwalter Heiner Mohr und die so intelligente wie ehrgeizige Marie Reinhardt, die in die ungewollte Ehe mit ihm gedrängt wird; die weltläufige Linette Marchand und der abenteuerlustige Missionar Johann Hensolt, die mit ihrer Liebe eine schwierige Vergangenheit hinter sich lassen wollen.
Katharina Döblers Buch, das sich auf umfangreiches Archivmaterial stützt, macht das Denken jener Zeit lebendig, die Vorstellungen von „Rasse“ und Zivilisation, sowie die Verknüpfung von christlichem mit kolonialem Sendungsbewusstsein mit dem Nationalsozialismus. Das liest sich jedoch keineswegs trocken: Jede der vier Personen erzählt ihre Geschichte mit dem jeweils eigenen Blickwinkel und dem zugehörigen Vokabular, und man taucht damit ein in den Alltag auf einer Missionsplantage vor hundert Jahren, aber auch in die Verwirrungen in Herz und Hirn, wenn junge Menschen aus der fränkischen Provinz in eine völlig andere Kultur geraten und aus armen Bauernkindern plötzlich kleine Herren und Herrinnen werden. Und jede und jeder etwas anderes daraus macht, Gutes und Schlechtes, meistens irgendetwas dazwischen.
Der Roman erschien 2021 zeitgleich mit dem Buch von Götz Aly („Das Prachtboot“) über die Raubzüge in der „Deutschen Südsee“ und lenkte den Blick der Öffentlichkeit auf diesen vergessenen Teil der Welt und der